In der Erziehung ist das Thema Grenzen setzen zentral – doch viele Eltern verbinden es mit negativen Gefühlen. Strenge Regeln, Konflikte und das Gefühl, ständig meckern zu müssen, belasten den Alltag. Dabei sind klare und liebevolle Grenzen essentiell für die kindliche Entwicklung. Der Podcast Zeit und Zuversicht, ein gemeinsames Projekt der Erziehungs- und Familienberatungsstellen in Berlin, widmet sich diesem Thema. In einer Folge sprechen Outi Turunnen, systemische Familientherapeutin, und Dieter Blume, erfahrener Erziehungsberater, über die Bedeutung von Grenzen und geben wertvolle Einblicke für Eltern.
Hören Sie gerne mal rein in unsere Podcast Folge zum Thema Grenzen setzen.
Warum brauchen Kinder Grenzen?
Bereits im ersten Lebensjahr werden erste Grenzen gesetzt. Wenn Babys anfangen zu krabbeln und sich für Steckdosen oder Blumentöpfe interessieren, greifen Eltern sanft ein. Doch Grenzen sind weit mehr als Verbote – sie geben Kindern Sicherheit, Orientierung und Zugehörigkeit.
Dieter Blume erklärt: „Wenn ein Kind droht, auf die Straße zu laufen, werde ich es festhalten, auch wenn es protestiert – aus Liebe und zum Schutz.“
Grenzen schaffen einen verlässlichen Rahmen. Kinder, die in einem strukturierten Umfeld aufwachsen, fühlen sich sicherer und können sich besser auf ihre Entwicklung konzentrieren. Doch ebenso wichtig ist die emotionale Beziehung zwischen Eltern und Kind: Ein Kind, das sich geliebt und gesehen fühlt, akzeptiert Regeln leichter.
Herausforderungen im Familienalltag
Viele Eltern erleben alltägliche Konflikte: Kinder hören nicht, Abläufe funktionieren nicht oder es gibt ständige Diskussionen. Blume betont, dass es wichtig ist, die Ursache solcher Verhaltensweisen zu verstehen:
- Gab es Veränderungen wie ein neues Geschwisterkind oder einen Umzug?
- Gibt es Stress oder Belastungen in der Familie?
- Fühlt sich das Kind ausreichend wahrgenommen und bekommt es genug ungeteilte Aufmerksamkeit?
Er rät dazu, mit den Eltern auf eine „gemeinsame Entdeckungsreise“ zu gehen: Welche Bedürfnisse stecken hinter dem Verhalten? Wann braucht das Kind eine klare Grenze, wann eher Zuwendung?
Was hilft? Was ist eher hinderlich?
Klarheit und Konsequenz
Grenzen sollten deutlich und altersgerecht formuliert werden. Ein fester Rahmen hilft dem Kind, sich zu orientieren. Dennoch dürfen Eltern flexibel sein: „Wenn ich merke, ich war zu streng, kann ich das auch korrigieren – Kinder verstehen das.“
Zeit für das Kind nehmen
Ein häufiges Problem ist Zeitmangel. Viele Eltern sind abgelenkt – sei es durch Arbeit, Handys oder Alltagsstress. „Kinder brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit“, so Blume. Schon eine bewusste halbe Stunde am Tag kann einen großen Unterschied machen.
Eltern müssen für sich selbst sorgen
Besonders Alleinerziehende oder Eltern kleiner Kinder sind oft erschöpft. Wer selbst keine Energie hat, kann schwer geduldig bleiben. Blume rät: „Sich kleine Pausen gönnen, bewusst Kraft tanken – das hilft auch dem Kind.“
Konsequenz statt Strafe
Ein Glas fällt um? Das Kind wischt es selbst auf – eine natürliche Konsequenz. Eine Strafe wäre: „Jetzt darfst du heute Abend kein Buch mehr lesen.“ Blume betont: „Strafen sind oft nicht zielführend, Konsequenzen hingegen lehren Kinder Verantwortung.“
Kompromisse zulassen – aber mit Maß
Kinder dürfen mitreden! „Wenn Kinder merken, dass ihre Wünsche gehört werden, fällt es ihnen leichter, Grenzen zu akzeptieren.“ Doch ständige Verhandlungen können anstrengend werden. Wichtig ist ein Gleichgewicht: Einmal getroffene Absprachen sollten auch eingehalten werden.
Ein liebevolles Gleichgewicht finden
Grenzen setzen bedeutet nicht, streng zu sein – sondern dem Kind eine sichere Umgebung zu bieten, in der es wachsen kann. Dabei ist es gar nicht so leicht ein Gleichgewicht zu finden.
- Zu viele Grenzen: Kinder lernen, dass ihre Bedürfnisse nicht zählen. Dies kann ihr Selbstbewusstsein schwächen.
- Zu wenige Grenzen: Kinder fühlen sich orientierungslos und unsicher. Ihnen fehlt die verlässliche Struktur.
Es geht darum, Regeln mit Liebe, Klarheit und Geduld zu vermitteln. Eltern dürfen dabei auch auf sich selbst achten.
Wie Blume es zusammenfasst: „Kinder brauchen Orientierung, aber sie brauchen auch Zeit und Zuversicht.“

Hören Sie gerne mal rein in Folge 2 zum Thema Grenzen setzen:
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